Heyrothsberge punktet gegen das nächste Top-Team der Landesliga.
Von Björn Richter (Volksstimme, 06.11.2023)
Es hätte natürlich auch Marcel Gieseler sehr zur Trainerfreude gereicht, wenn sich der Schuss von Christian Kloska aus der zweiten Reihe eine Winzigkeit später gesenkt hätte. Wenn Warnaus Keeper Tim Stawecki in der Spätphase des Landesliga-Duells mit dem SV Union Heyrothsberge vergeblich zum Flug angesetzt, nicht noch die Fingerspitzen an den Ball bekommen und ihn sehenswert aus dem Winkel gekratzt hätte. Gleichzeitig wusste der Gästecoach aber auch, dass ein 1:0 diesem Samstagnachmittag kaum gerecht geworden wäre: „Wenn auf beiden Seiten nur zwei bis drei Torchancen in 90 Minuten herausspringen, ist nicht nur das Unentschieden, sondern letztlich auch der 0:0-Endstand als solcher ein passender Ausgang“, befand Gieseler.
Dabei war seine Mannschaft keineswegs in diplomatischer Mission in den Elbe-Havel-Winkel gereist. Eine Woche nach dem 2:0- Heimsieg und dem damit verbundenen Sturz des MSV Börde von der Tabellenspitze zeigte sich einmal mehr, dass auch die Spitzenteams der Liga die im Umbruch steckenden Unioner fürchten müssen. Mehr als einen gefährlichen Abschluss nach langem Einwurf brachten die Platzherren in den ersten 45 Minuten nicht zustande, weil Heyrothsberge in neuer defensiverer 5-4-1- Ausrichtung kaum Räume bot. Auf der Gegenseite rauschten Marco Westhause und Alexander Vasükov bei einer Doppelchance am 1:0 vorbei.
Dass der SSV Havelwinkel auch in seiner siebten Landesliga-Saison lange Bälle als Mittel der Wahl sieht, durfte dabei niemanden überraschen. Schließlich begünstigten auch die Platzverhältnisse am Sonnabend kein kleinteiliges Kombinationsspiel. „Auf dem durchweichten Rasen war der Ball eigentlich permanent in der Luft“, hatte Gieseler beobachtet. Erstaunlich dabei, dass seine Schützlinge auch ohne die entsprechende Körpergröße in der Abwehrzentrale – Christian Krümling, Maximilian Schmidt und der zuletzt reaktivierte Christopher Schumburg standen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zur Verfügung – kein Kopfballduell scheuten und unzählige Flanken aus der Gefahrenzone beförderten.
Während die Unioner im zweiten Abschnitt nur noch vereinzelt über Umschaltsituationen beziehungsweise bei Kloskas Versuch aus der Distanz in Erscheinung traten, blieben den Platzherren zunehmend nur noch Fernschüsse, um für Torgefahr zu sorgen. Doch egal, ob zu Beginn gegen Tim Bauer und Tom Hilgenfeld oder in den Schlussminuten nach Versuchen von Wilhelm Neumann und Stefan Heinrich – Union-Keeper Christopher Biegelmeier parierte teils glänzend und trug so seinen Teil zum verdienten Punktgewinn der Heyrothsberger bei. Ihr Trainer trauerte dann auch nicht dem verpassten „Lucky Punch“ hinterher, sondern ordnete zufrieden ein: „Es dürfte gut und gern drei Jahre her sein, dass wir zuletzt zwei Spiele in Folge die Null gehalten haben. Aber die zusätzliche defensive Stabilität hilft uns natürlich weiter – vor allem den jungen Spielern, denn die Aufgaben sind klarer und einfacher verteilt.“ Gleichwohl wartet am kommenden Sonnabend im Heimspiel die nächste Belastungsprobe. Schönebeck wäre allerdings nicht das erste Team, das in dieser Saison die Reise nach Heyrothsberge als Tabellenführer antritt und mit nichts als Enttäuschung im Gepäck zurückfährt.
Warnau: Stawecki – Heinrich, Bradburn, Neumann, Schulz, Lange, Büchner, Bauer, Brömme, Hilgenfeld (78. Döring), Winning
Union: Biegelmeier – Peukert, D.Gropius, Völckel, Kloska, Schlüter, Westhause, Vasükov (86. Vorhölter), Wöhler, Vogel (75. Raue), Schulze (81. C. Gropius)
Tore: Fehlanzeige
SR: Marcel Meier (Samswegen); ZS: 108