Heyrothsberge hat den Klassenerhalt nach der jüngsten Pleite abgeschrieben.
Von Björn Richter (Volksstimme, 08.04.2024)
Der April ist seit je her auch die Zeit der Bestandsaufnahme. Wer macht weiter, wer zeigt sich wechselwillig und wer hängt die Fußballschuhe mitunter ganz an den Nagel? Nun braucht es wenig prophetisches Geschick für die Vorhersage, dass der SV Union Heyrothsberge künftig noch jugendlicher daherkommen wird. Trainer Marcel Gieseler freute es daher umso mehr, dass sich die Youngster nicht nur ihre Chance in der Startelf vom Sonnabend genutzt haben, sondern auch ihre Entwicklung der vergangenen Wochen stimmt: Der 19-jährige Johannes Wöhler etwa „hat gute Fortschritte gezeigt“. Das 18 Jahre alte Duo Dustin Altmann und Cedric Vorhölter sogar „große Sprünge“ gemacht.
Nur, dass die Unioner in der Serie 2024/25 dann noch die Landesligabühne bespielen, ist nach dem jüngsten 0:2 (0:1) wieder ein Stück unwahrscheinlicher, wenn nicht gar unmöglich geworden. „Der Klassenerhalt war in den Wochen zuvor unrealistisch und er wird von Spiel zu Spiel unrealistischer. Irgendwann müssen wir uns damit abfinden, dass es künftig bei uns Landesklasse-Fußball geben wird, was nichts Schlechtes sein muss“, stellte der Coach klar und man wusste: Der Auftritt in Niederndodeleben war angesichts von elf Punkten Rückstand bei noch sieben Partien jene eine Niederlage zu viel, um sich weiterhin an die Hoffnung zu klammern.
Dass sich der gastgebende TSV als Tabellenzehnter dagegen noch nicht abgeschrieben hat, wurde schnell deutlich. „In den ersten zehn Minuten war Niederndodeleben entschlossener als wir“, bekannte Gieseler. Umso bitterer dann jedoch aus Gästesicht, dass dem 1:0- Führungstor der Platzherren durch Kenny May ein klarer Abseitsverdacht anhaftete (13.). Halbzeitübergreifend stemmte sich Heyrothsberge zwar gegen den Rückstand, doch der Trend der Vorwochen fand seine Fortsetzung: Viele gutklassige Chancen genügten nicht, um den Ausgleich zu erzielen, weil entweder der letzte Pass nicht ankam oder beim Abschluss Zentimeter fehlten.
Unions Trainer konnte das Dilemma dann auch in Zahlen benennen: „Niederndodeleben nutzt zwei von vier Chancen, was eine wirklich ordentliche Quote ist. Wir dagegen schlagen aus zehn, elf Gelegenheiten keinen Profit heraus.“ So war die Geschichte des Nachmittags nach 77 Minuten zu Ende erzählt, als Jan Frank das 2:0 für den TSV nachlegte. „Dass danach die Köpfe bei uns runtergehen und das Zutrauen verloren geht, ist nur verständlich. Denn es läuft einfach im Moment eine ganze Menge gegen uns und nicht alles davon können wir beeinflussen.“
Explizit gemeint waren damit auch die Platzbedingungen. So dürften die Unioner nicht das erste Gästeteam sein, das der Heimseite dringend zur Anschaffung einer neuen Walze rät. Gieseler hatte daher über weite Phasen des Sonnabends eine fast schon eigenständige Sportart, die unter dem Namen Fußball lief, gesehen: „Man musste den Ball so gut es ging vom Boden fernhalten, weil sonst jeder Kurzpass bis auf Kniehöhe abgesprungen ist.“ Insofern dürfte die Heimstätte des TSV, so dieser denn die Klasse hält, zu den Adressen zählen, welche die Unioner künftig nicht vermissen werden. Auf den Magdeburger Kunstrasenplätzen der Landesklasse 2 soll die Kugel dagegen ganz manierlich rollen, wie man hört.
Niederndodeleben: Willner – Nötzold, Jebsen, Biermanski (67. Neumann), Gottschalk (85. Bittner), Frank, Schott (80. Kel. Husnik), Lüddeckens, Mai, Ken. Husnik (61. Bergmann), May
Union: Biegelmeier – D. Gropius, D. Altmann (70. Ellermann), Schäfer, Kloska, Raue, Schlüter, Westhause, Wöhler, Vorhölter, C. Gropius (70. Schulze)
Tore: 1:0 Kenny May (13.), 2:0 Jan Frank (77.)
SR: Marcus Peter (Arnstedt); ZS: 81