Der Burger BC gewinnt das nächste richtungsweisende Derby in der Fußball-Landesklasse. Auch wenn zwischenzeitlich alles für den gastgebenden SV Union Heyrothsberge spricht.
Von Björn Richter (Volksstimme, 08.10.2024)
Im Spielerkreis nach dem Schlusspfiff arbeiteten die Köpfe, doch die Fragezeichen über ihnen wollten nicht verschwinden. „Im ersten Moment war da vor allem eine große Ratlosigkeit. Wie es zu diesem Bruch kam, konnte sich niemand von uns erklären. Ob es bis zur 75. Minute einfach zu glatt für uns gelaufen ist?“, rätselte auch Marcel Gieseler. Und selbst mit einigen Stunden Abstand fand der Trainer der Heyrothsberger Landesklasse-Elf keine sinnstiftende Begründung dafür, wie seine Mannschaft am Sonnabend ihren 2:1-Vorsprung im Derby gegen den Burger BC 08 ab dem genannten Zeitpunkt noch verspielen konnte. „Das wird eine Aufgabe für die Trainingswoche“, richtete der Coach den Blick nach der 2:3 (0:1)-Niederlage voraus.
Vor weniger Denksport dürften die Kreisstädter im laufenden Übungsbetrieb der nächsten Tage stehen. Der vierte Sieg im sechsten Auftritt nacheinander macht den BBC nach dem Wochenende nicht nur zum ersten Verfolger von Spitzenreiter Irxleben, sondern entsprach auch der geforderten Reaktion auf den blutleeren Auftritt beim 1:1-Unentschieden gegen Gerwisch. „Was Einstellung und Wille betrifft, war das okay. Jeder hat sich reingehangen“, konstatierte Burgs Trainer Michael Gädke, kam aber auch nicht ums Thema fehlende Souveränität herum: „Wir hätten es in der zweiten Hälfte ruhiger angehen lassen können, wenn wir nachlegen.“
So verbuchten die Gäste nach neun Minuten auch die erste Chance. Erik Teege bekam nach Eckball von Robin Wehrmann allerdings nicht genug Präzision in seinen Schuss gepackt. Auf der Gegenseite hatten sich die Unioner wenig später zur Ecke im Burger Strafraum versammelt, doch der ruhende Ball entwickelte sich zum Bumerang. Die wenige Restverteidigung machte sich Pascal Thiede im Konter zunutze und zu allem Heyrothsberger Überfluss säbelte Jean-Luca Sensenschmidt im Zentrum über die Eingabe, so dass Xaver Parpart wenig Mühe hatte, zur 1:0-Führung zu vollenden (22.). Bis zur Pause bekamen die lediglich 83 Zuschauer zwar keine wirklich hochkarätigen Torraumszenen mehr zu sehen, dafür aber „zwei Mannschaften, die spielen und etwas anbieten wollten“, registriert Gädke.
Die Gegenseite hatte das Duell derweil auch zum Testlauf erklärt: „Wir haben ein komplett neues System mit Fünfer- beziehungsweise Dreierkette bei Ballbesitz ausprobiert“, erklärte Gieseler. Entsprechend viel Laufarbeit hatten die Schienenspieler Jean-Luca Sensenschmidt und Dean-Robbin Ziebarth über 90 Minuten zu verrichten, doch der entscheidende Impuls nach Wiederbeginn ging vom Zentrum aus. Ein Chipball von Marco Westhause erreichte Hannes Schulze, der von BBC-Keeper Philip Stöwesand nur regelwidrig gestoppt werden konnte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Benjamin Schäfer zum 1:1 (55.).
Der Ausgleich erwies sich als dann auch Initialzündung. Zehn Minuten später brachte Westhause einen Eckball am kurzen Pfosten an, wo Marcus Schlüter sträflich alleingelassen zum 2:1 einköpfte (66.). Der Gästecoach hatte als Antwort darauf bereits „einen Plan B geschmiedet und wollte unsere Formation umstellen“, doch sein Team reagierte in der denkbar erwachsensten Weise: Weil der SV Union eine Szene auf dem rechten Flügel nicht bereinigt bekam, konnte David Bartel für seine Flanke Maß nehmen und vor dem Tor verwandelte Teege mit einem wahren Kopfball-Kunstwerk. „Karl-Heinz Riedle hat schön grüßen lassen, aber der Treffer verhehlte nicht unser altes Problemchen: fehlende Konsequenz in der Box“, so Gädke.
Bis auf eine gute Gelegenheit durch Schulze war allerdings auch von den Platzherren im Schlussdrittel kaum noch etwas zu notieren. Gieseler monierte: „Mit dem 2:2 ist alles weg, wir werden passiv und helfen dem Gegner wieder auf.“ Und so folgte in der 87. Minute, was kommen musste: Nach langem Einwurf vom eingewechselten John Kersten schickte Bartel Parpart auf die Reise und dieser vollendete unter Zuhilfenahme des Pfostens zum Burger Siegtreffer. Übrig blieben erleichterte Gäste und aus Union-Sicht zumindest eine Erkenntnis: „Gerade mit dem Ball haben wir uns anfangs schwer getan, aber unter dem Strich haben wir ein alternatives Spielsystem, das funktioniert.“ Die Kunst dürfte nun darin liegen, dies auch in den Ergebnissen widerzuspiegeln und die Abstiegsränge zu verlassen. Denn das beste Gegenmittel bei anhaltender Ratlosigkeit ist immer noch Erfolg.
Union: Biegelmeier – B. Schäfer (83. Hanke), Gropius, Ziebarth (90. Thorand), Westhause, E. Schäfer, Sensenschmidt, Raue, Kloska, Schlüter, Schulze
Burg: Stöwesand – Schäfer, Ulrich, Wehrmann, Wegner, Engel, Saage (78. Kersten), Bartel, Parpart, Thiede, Teege
Tore: 0:1 Xaver Parpart (22.), 1:1 Benjamin Schäfer (55., FE), 2:1 Marcus Schlüter (66.), 2:2 Erik Teege (75.), 2:3 Xaver Parpart (87.);
SR: Matthias Henke (Redekin); ZS: 83