Eine Woche nach dem Duell in der Liga sehen sich der Burger BC und Union Heyrothsberge im Pokal-Achtelfinale wieder. Das Ergebnis spricht mit 5:1 diesmal klar für die Kreisstädter.
Björn Richter (Volksstimme, 14.10.2024)
Die Teamkollegen waren längst missmutig in Richtung Kabine geschlurft. Nur Marcus Schlüter saß noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen des Burger Parkstadions und richtete den Blick ins Leere. Einerseits durfte man natürlich unterstellen, dass ihn die 1:5 (1:2)-Pleite vom Sonnabend ob seiner Vergangenheit beim BBC 08 besonders empfindlich getroffen hatte. Andererseits mag dem Kapitän des SV Union Heyrothsberge auch das Gleiche durch den Kopf gegangen sein wie Co-Trainer Mathias Schumburg, der im Achtelfinal-Aus vor allem eine verpasste Chance sah: „Priorität hat für uns natürlich die Liga. Aber wir haben zehn, elf Jahre lang nicht am Kreispokal teilnehmen können, als wir in der Landesliga unterwegs waren. Schade, dass wir es nun nicht anders hinbekommen haben.“
Anders, also erfolgreicher, löste der Titelverteidiger seine Aufgabe, nachdem sich beide Clubs bereits vor einer Woche im Tagesgeschäft der Landesklasse 2 begegnet waren. Und im Vergleich zum 3:2-Sieg an der Königsborner Straße durfte BBC-Trainer Michael Gädke zufrieden registrieren: „Wir waren bis zum Ende in der Lage, einen Schritt mehr zu machen. Und wichtiger noch: ihn auch gehen zu wollen.“ Auch an Henning Saage, der im Punktspiel auf dem rechten Burger Flügel nicht immer eine glückliche Figur abgab, ließ sich diese Bereitschaft ablesen. Sein präziser Pass aus der vierten Minute ebnete den Weg für David Bartel, nach dessen überlegtem Abschluss die frühe 1:0-Gastgeberführung stand.
Doch wie schon vor Wochenfrist sorgte diese nicht für Sicherheit. „Durch Freistöße, Einwürfe, Eckbälle – also Standardsituationen, bei denen Heyrothsberge seine Stärken hat – generieren wir einfache Chancen für den Gegner und holen ihn so zurück“, haderte Gädke und sah, wie nach einer Viertelstunde die Zuständigkeiten im Strafraum ungeklärt blieben. BBC-Keeper Philip Stöwesand räumte daher beim Klärungsversuch Christian Kloska zu ungestüm ab und Benjamin Schäfer ließ sich die Chance vom Elfmeterpunkt nicht entgehen – 1:1, alles auf Anfang. Natürlich zur Freude von Schumburg, der den verhinderten Chefcoach Marcel Gieseler vertrat: „Unsere Umstellungen nach dem Rückstand haben gefruchtet. Wir haben zunehmend mehr Spielkontrolle erlangt, nichts zugelassen und selbst besser nach vorn gespielt. Leider ist bis auf ein paar Halbchancen nichts dabei herausgesprungen.“
So folgte für die Gäste noch vor der Pause die kalte Dusche: Einen Freistoß von Bartel konnte Keeper Jamie Leopold nur nach vorn abwehren, wo Erik Teege einmal mehr seinen Stürmerinstinkt bewies und zum 2:1 abstaubte (42.). „Da gucken wir uns natürlich zu diesem Zeitpunkt vor der Pause dumm an“, schimpfte Schumburg, doch auch die Gegenseite hatte mit dem Eindruck zur Pause ihre Schwierigkeiten. „Wir waren zum Ende um spielerische Linie bemüht, haben den Ball wieder besser laufen lassen, aber uns dem Tempo von Heyrothsberge zu sehr angepasst“, erklärte Coach Gädke mit Blick auf die Manöverkritik in der Kabine.
Worte, die Gehör fanden. Denn unmittelbar nach Wiederbeginn wirkten die Hausherren zielstrebiger. Und kaum ein Zweiter in den Burger Reihen dürfte kompromisslose Entschlossenheit so sehr verkörpern wie Christopher Schmidt. Ein Querschläger im Union-Strafraum war ein gefundenes Fressen für den Stürmer, der sein langersehntes Comeback in der Startelf gab. Weil Torhüter Leopold nicht gedankenschnell genug zupackte, ging Schmidt dazwischen und köpfte seine Farben mit 3:1 in Front. „Danach hat man leider gemerkt, dass niemand mehr ans Weiterkommen geglaubt hat. Unsere Körpersprache war katastrophal und dabei kann ich leider niemanden ausklammern“, so Schumburg.
Der Rest des Nachmittags geriet so zum Schaulaufen. Abgesehen vom letzten Heyrothsberger Lebenszeichen, als Hannes Schulze einen Freistoß ans linke Lattenkreuz (66.) setzte, traten nur noch die Hausherren in Erscheinung. Und wie vor einer Woche flogen den Unionern die eigenen (halbherzigen) Offensivbemühungen um die Ohren: Erst fing der BBC einen gegnerischen Eckball ab, Schmidt setzte sich stark gegen Dean Ziebarth durch und hatte den Blick für den mitgelaufenen Paul Alfred Wegner, der auf 4:1 erhöhte (75.). Dann entwickelte sich ein Einwurf tief in der Burger Hälfte zum Bumerang für die Gäste, als Sasha Ulrich zum Sprint ansetzte und Erik-Simon Baas die Koproduktion der Einwechsler zum 5:1-Endstand abschloss (90.+2).
Während sich die Burger also fürs Gipfeltreffen gegen Irxleben am Sonnabend um 15 Uhr gerüstet sehen dürfen, bleibt die Tristesse ein unliebsamer Begleiter des Landesliga-Absteigers. Schumburg brachte es auf den Punkt: „In den letzten eineinhalb Jahren waren die Negativerlebnisse bei uns in der Überzahl. Es ist also auch eine Frage fehlenden Selbstvertrauens. Denn souveräne Auftritte wie gegen Samswegen (6:0, Anm. d. Red.) oder das Pokalspiel in Niegripp (4:2) gewinnen wir recht deutlich. Jedes knappe Spiel geht aber verloren“, so der Co-Trainer, der hofft, dass sein Team in den anstehenden Partien in Gommern und vor allem in den darauffolgenden „Sechs-Punkte-Duellen“ gegen den FC Zukunft und BSV 79 Magdeburg mit dieser Entwicklung bricht.
Burg: Stöwesand (84. Micksch) – Schäfer, Teege, Engel, Saage, Wehrmann, Kersten (79. Baas), Wegner (79. Zimmer), Bartel, Schmidt (76. Ulrich), Thiede
Union: Leopold – B. Schäfer, E. Schäfer, Sensenschmidt, Ziebarth (85. Stottmeister), Schlüter, Vorhölter, Raue, Völckel, Kloska, Schulze (66. Vogel)
Tore: 1:0 David Bartel (4.), 1:1 Benjamin Schäfer (16., FE), 2:1 Erik Teege (42.), 3:1 Christopher Schmidt (58.), 4:1 Paul Alfred Wegner (75.), 5:1 Erik-Simon Baas (90.+2)
SR: Sven Schulz (Kade/Karow); ZS: 148