Auch wenn Eintracht Gommern und Union Heyrothsberge ohne Sieger auseinander gehen, gibt es beim 1:1-Remis im Landesklasse-Derby einen großen Gewinner: die 95 Zuschauer.
Von Björn Richter (Volksstimme, 22.10.2024)
Über Karsten Völckel heißt es, er habe im Verlauf seiner Karriere jeden Gegenspieler mindestens einmal getunnelt. Mitunter braucht es da im gereifteren Fußballeralter von 37 Jahren ein paar neue Ziele. „Ich habe ihn noch nicht gefragt, ob es sein erster direkt verwandelter Eckball war. Falls ja, kann er diesen Punkt jetzt auch von der Liste streichen“, sagte Marcel Gieseler und konnte ein Schmunzeln am Sonnabend nicht unterdrücken. Da bekamen der Trainer des SV Union Heyrothsberge und alle Beteiligten im Landesklasse-Duell beim SV Eintracht Gommern nicht nur ein nettes Kabinettstückchen geboten, sondern nach 75 Minuten einen Treffer von echtem Wert: Völckels Geniestreich und nicht zuletzt auch Daniel Gropius’ Beitrag dazu sicherten den Gästen beim 1:1 (1:0)-Unentschieden immerhin noch einen Zähler, der zwischenzeitlich in weite Ferne gerückt war.
Dem krummen Gegentreffer zum Trotz hatte auch die Gommeraner schnell Frieden mit dem Ausgang geschlossen. „Für uns war es ein gewonnener Punkt. Ohnehin war es schönes Spiel, weil beide Seiten ohne Brechstange ausgekommen sind. Der Tabellenplatz von Heyrothsberge hat uns ohnehin nicht getäuscht. Das ist eine Mannschaft, die weiß, wie Fußball gespielt wird“, fasste Eintracht-Trainer Florian Sprengler den Nachmittag zusammen, in den seine Schützlinge zunächst verhalten, dann aber doch erfolgreich gestartet waren.
Eine halbe Stunde taten sich die Gastgeber an beiden Enden des Spielfelds schwer. Der SV Union übte dagegen viel Kontrolle über das Geschehen aus, brach aber zugleich auch aus seinem gewohnten Muster aus: „Wir waren vorn zu ungenau, um unseren Schnitt von zehn Großchancen, die wir offenbar für einen Treffer brauchen, zu erspielen“, haderte Gieseler und sah abgesehen von einem Kopfball von Tom Raue (35.) wenig Zwingendes. Auf der Gegenseite lief auch der Offensivmotor der Eintracht nicht gewohnt hochtourig. Doch als die Gäste die Tür einen Spalt breit öffneten, war der ligaweite Top-Torschütze einmal mehr zur Stelle.
Nach Balleroberung von Lukas Hoppe tat sich so für Dominic Engel die Lücke in der gegnerischen Dreierkette auf – eine Einladung aufs 1:0, die sich Gommerns pfeilschnelle Offensivkraft nach 41 Minuten nicht nehmen ließ. „Ballverluste passieren, aber wir sollten dahinter in der Lage sein, einen einzelnen Stürmer zuzustellen“, bemängelte der Gästetrainer, dessen Schützlinge sich auch den Vorwurf gefallen lassen mussten, über die Spielanteile die Zielstrebigkeit vergessen zu haben.
Der Führungstreffer verlieh den Gastgebern halbzeitübergreifend Schwung und so kam der SVE auch zunächst besser aus der Pause. Das rassige, aber jederzeit faire und ansehnliche Duell hielt den Spannungsbogen nach wie vor straff gespannt. Es folgte die 77. Minute und ein ruhender Ball der Unioner von der linken Seite. „So gut es ging, haben bei der Ecke versucht, die Größenvorteile von Heyrothsberge zu kompensieren“, schilderte Sprengler. Doch ausgerechnet ein einstiger „Gommeraner Junge“ im Dress der Gegenseite stahl sich davon. Nachdem Völckel den Ball hereinbrachte und die Kugel einmal aufprallte, irritierte Gropius Eintracht-Keeper Max Bellach entscheidend, so dass das Spielgerät an Freund und Feind vorbei im langen Eck im Netz einschlug. Aus dem Trainer sprach auch der gelernte Torhüter, als Sprengler seinen Schlussmann in Schutz nahm: „Max sieht in der Szene unglücklich aus, aber was soll er machen? Natürlich muss er sich an dem Spieler, der zum Kopfball einläuft, orientieren.“
In der Schlussphase ergaben sich auf beiden Seiten nur noch vereinzelte Freiräume und halbe Gelegenheiten, so dass die Frage nach einem Sieger bis zum Abpfiff ungeklärt blieb. Aus Sicht der Unioner in erster Linie eine verpasste Chance, um sich aus dem Tabellenkeller zu befreien. Ihr Coach schätzte ein: „Unter dem Strich bleiben es zwei verlorene Punkte, denn insbesondere, wie wir in uns der ersten Hälfte präsentierte haben, hat mir gefallen. Unsere Platzierung passt auch nicht zur Art, wie wir auftreten, aber Selbstvertrauen und Ruhe lassen sich eben nur über Erfolgserlebnisse hereinbringen.“
Während die Heyrothsberger am kommenden Sonnabend im Heimspiel gegen den FC Zukunft Magdeburg neuen Anlauf nehmen, wartet auf die Eintracht die ultimative Herausforderung. Vor dem Gastspiel bei Tabellenführer Irxleben durfte es nicht geschadet haben, ein fünftes Mal in Folge ungeschlagen geblieben zu sein. „Unsere kleine Serie hat gehalten und das Selbstvertrauen wächst“, registrierte der SVE-Trainer zufrieden.
Gommern: Bellach – Randel, Baumbach, Napiontek (87. Arndt), Hübener, Y. Kunitschke, Sindermann, Tuente (84. von Saleski), W. Hoppe (55. Schellbach), L. Hoppe, Engel
Union: Biegelmeier – Peukert, Gropius, Westhause, Vorhölter (84. Ziebarth), Völckel, Raue, Kloska, Schlüter, Vogel (72. Hanke), Schulze
Tore: 1:0 Dominic Engel (41.), 1:1 Karsten Völckel (77.)
SR: Julien-René Franke (Magdeburg); ZS: 95