Der Tino-Hermann-Cup in Gerwisch steht nicht nur für Hallenfußball der Extraklasse. Auch bei der 14. Auflage stand am Freitagabend vor ausverkauftem Haus wieder die gute Sache im Mittelpunkt.
Von Björn Richter (Volksstimme, 15.01.2025)
Sieg-, sang- und klanglos durfte dieser Abend einfach nicht enden. Also hat sich Miguel Deckert eine Minute vor Schluss noch mal in die Offensive eingeschaltet. Erst spitzelte er den Ball am Heyrothsberger Schlussmann Christopher Biegelmeier vorbei und besorgte dann im Nachfassen aus spitzem Winkel den 2:1-Siegtreffer im Schlagabtausch der Ortsnachbarn. Die Gerwischer Fußballwelt ist so am Freitagabend zumindest ein Stückchen wieder in Ordnung gekommen. An der pechschwarzen Serie der vergangenen Jahre, in denen die SG Blau-Weiß nach der Vorrunde stets in die Zuschauerrolle wechselte, änderte der Prestigeerfolg im letzten Gruppenspiel dennoch nichts. „Es war wie immer. Es wird wochenlang vom Halbfinale geträumt, aber dann kommt die Realität“, kommentierte Abteilungsleiter René Pinske das Abschneiden des eigenen Teams beim Tino-Hermann-Cup.
Die Realität bei der 14. Auflage des „Budenzaubers“ in Gerwisch hielt so am Ende aus sportlicher Sicht das gewohnte Bild parat: Nach viereinhalb Stunden Turniergeschehen setzte sich der SV Fortuna Magdeburg zum insgesamt fünften Mal die Krone auf und verteidigte souverän seinen Titel aus dem Vorjahr. „Absolut verdient“, wie nicht nur Gerwischs Fußball-Abteilungsleiter und Chef-Organisator befand. Schließlich bliebe der Verbandsligist wiederum die einzige Mannschaft, die aus all ihren fünf Vergleichen ungeschlagen hervorging.
Einzig zum Einstand in den Abend gab es ein torloses Unentschieden gegen Landesliga-Schwergewicht Schönebeck. Die Unioner, die den Seriensieger 2023 kurzzeitig entthront hatten, schieden diesmal überraschend bereits nach der Vorrunde aus. Keine Tragödie, wie Coach André Hoof versicherte: „Wir haben uns sicher nicht blamiert, sondern fußballerisch gut verkauft. Dennoch hätten wir natürlich gern das Halbfinale erreicht.“
Schwerer zu verdauen war aus Schönebecker Sicht hingegen eine Verletzung von Justin Dehnecke, der sich kurz nach dem Auftakt mutmaßlich den Fuß brach. Bei allem Ehrgeiz blieb es im weiteren Verlauf aber bei kleineren Blessuren, weil alle Teams mit Fair-Play bestachen. Die beiden Turnierschiedsrichter Christian Schütze und Daniel Günther mussten dann auch nur vereinzelte Zwei-Minuten-Strafen aussprechen, damit sich das eine oder andere erhitzte Gemüt abkühlen konnte.
Die Halle auf Betriebstemperatur gebracht hatten indes nicht nur die anwesenden Kicker, sondern erstmals auch die Cheerleader der Guardian Angels. Die Einheizer der American Footballer aus Magdeburg bereiteten den Clubs nicht nur den passenden Einmarsch, sondern lockerten mit Tanz sowie akrobatischen Hebe- und Wurffiguren auch zwischen den Partien die Stimmung auf. Definitiv eine weitere Aufwertung des hochklassigsten Hallenturniers im Jerichower Land.
Diesem konnte der Ortsnachbar aus Heyrothsberge wie in der Vergangenheit bis zu den K.o.-Spielen seinen Stempel aufsetzen. Die Niederlage gegen Gerwisch brockte dem SV Union allerdings bereits im Halbfinale den Vergleich mit dem späteren Sieger ein, so dass beim 3:5 das vorzeitige Aus kam. Immerhin: Im Spiel um Platz drei präsentierte sich das Team nervenstark genug, um den MSC Preussen im Entscheidungsschießen mit 2:1 in die Knie zu zwingen.
Aus den Sitzen gingen die 400 Besucher in der ausverkauften Halle aber nicht nur ob der Duelle auf dem Parkett. Kaum weniger spannend verliefen die „Bieterschlacht“ bei der Auktion sowie die Ziehung der Lose bei der traditionellen Tombola. Denn wie immer stand der Tino-Hermann-Cup im Zeichen der guten Sache. Alle Einnahmen des Turnierwochenendes sowie Spenden von Sponsoren und Privatpersonen werden in den nächsten Tagen gedrittelt. Der Erlös kommt dann dem Magdeburger Förderkreis krebskranker Kinder sowie Opfern und Hinterbliebenen des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt zugute Zum anderen soll die neue Bewässerungsanlage auf dem Sportplatz am Eschenweg eine finanzielle Anschubhilfe erhalten. Die erfreulichste Botschaft des Abends lautete daher: „Wir konnten den bestehenden Rekord überbieten und haben insgesamt 4.200 Euro gesammelt“, vermeldete Pinske. Dies dürfte dann auch die Enttäuschung über das eigene sportliche Abschneiden doppelt und dreifach aufwiegen.
SG Blau-Weiß Gerwisch: Fabian Krause, Marc Köthnig, André Lisak, Jonas Laue, Paul Gehrmann, Maurice Deckert, Miguel Deckert, Tobias Thormeier, Justin Sikora, Tim Schrimpf, Jonathan Matthe, Simon Otto Fritz
SV Union Heyrothsberge: Christopher Biegelmeier, Daniel Gropius, Hannes Schulze, Alexander Vasükov, Bennet Vogel, Marcus Schlüter, Tom Raue, Eduard Schäfer, Phil Stottmeister
SG Güsen/Parey: Niklas Nethe, Gilles Frömme, Robert Döbberthin, Mohammed Cedi Kamara, Benjamin Schröder, Willy Buchheim, Damon Lüdersdorf, Phillip Kohlberg, Dave Lüdersdorf
Burger BC 08: Marvin Micksch, Leo Lichtenberg, Robin Wehrmann, Xaver Parpart, Erik Baas, Lucas Engel, Oliver Gase, Christopher Schmidt, David Bartel, John Kersten
Union 1861 Schönebeck: Max Neumann, Denny Klepel, Christian Reinecke, Nick Werner, Justin Dehnecke, Tobias Brock, Erik Nordmann, Jonathan Schäfer, Tobias Weidemann
MSC Preussen Magdeburg: Maikel Röhr, Philipp Graupner, Simon Moratschke, Florian Neugebauer, Daniel Trinh, Justin Volkmer, Florian Böning, Ihab El Zayet, Arbnor Dervishaj
VfB Ottersleben: Justus Worm, Janne Hilliger, Jonas Riemann, Ole Bergner, Damian Leuschner, Hannes Henschke, Vincent Nahrstedt, Paul Wolter, Luca Steinert
SV Fortuna Magdeburg: Leonard Wolter, Charlie Schüler, Drilon Halilaj, Albert Halilaj, Malte Domitz, Illya Kovkrak, Nils Lange, Patrick Thon, Laurenz Thomas