Ohne Top-Torjäger Tom Marks, dafür mit einem wiedererstarkten Hannes Schulze: Union Heyrothsberge kann sich beim 5:3 (3:0)-Heimsieg über den BSV 79 nur selbst gefährlich werden.
Von Björn Richter-Zehle (Burger Volksstimme vom 20.10.2025)
Folgte man den kurzweiligen Schilderungen im Liveticker, hat Gerda am Sonnabend mit jedem Treffer von Hannes Schulze euphorischer gejubelt und applaudiert. In seiner Freundin hatte der 20-Jährige vom SV Union Heyrothsberge wenig überraschend auch am 8. Spieltag der Fußball-Landesklasse 2 seinen größten Fan. Doch im Heimspiel gegen den BSV 79 Magdeburg konnte auch der neutrale Beobachter leicht ins Schwärmen geraten. Mit seinen drei Treffern hatte Schulze schließlich gehörigen Anteil am 5:3 (3:0)-Erfolg, dem nunmehr fünften Pflichtspielsieg der Unioner in Folge.
Hatte der Youngster vor Wochenfrist beim 9:0-Kantersieg über den SV Seilerwiesen noch als Vorlagengeber und ständiger Unruheherd auf dem rechten Flügel keineswegs enttäuscht, durfte er nun also wieder an vorderster Offensivfront laut Trainer Marcel Gieseler seiner eigentlichen Berufung nachgehen: „Von seinen Anlagen her gehört Hannes definitiv so nah wie möglich vors gegnerische Tor. Bei ihm glühen im Training eigentlich immer die Netze. Insofern hat er jetzt eigentlich nur genau das umgesetzt, was wir von ihm erwarten.“ Nach seinem Wechsel vom SV Aufbau/Empor Ost an die Königsborner Straße vor zwei Jahren hatten schließlich nicht wenige in ihm einen legitimen Nachfolger vom eine Saison zuvor abgewanderten Torjäger Philip Witte erkannt: athletisch, durchsetzungsstark, frei von einem Mangel an Selbstvertrauen.
Hier und da zeigte sich ob seines jungen Alters aber auch der Wachstumsschmerz: Zwei Treffer und fünf Assists in der abgelaufenen Saison dürften weit unter dem eigenen Anspruch gelegen haben. Daneben schien Schulze an manchen Nachmittagen mit seiner neuen Rolle auf der Außenbahn zu fremdeln, doch ausgerechnet seine Stärken hatten ihn dorthin geführt und seinen Coach vor eine schwierige Entscheidung gestellt: „Im Normalfall gehört Hannes mit all seiner Schnelligkeit und Dynamik in die vordere Dreierreihe. Aber er arbeitet eben auch gut nach hinten, was ihn dort außen nicht weniger wichtig macht.“
Das Heimspiel vom Sonnabend las sich also auch ein wenig wie ein neuerliches Bewerbungsschreiben, es doch noch einmal in ursprünglichen „Neuner“-Rolle zu versuchen: Beim 1:0 (33.) und 2:0 (35.) fielen Schulze die Bälle perfekt auf den Fuß und er vollstreckte in typischer Strafraumstürmer-Manier. Und nachdem er per Einwurfflanke der 3:0 vorbereitet hatte, wobei Marcus Schlüter per Kopf traf (45.+1), büffelte er sich nach etwas mehr als einer Stunde durch die gegnerischen Abwehrreihen und schnürte den persönlichen Dreierpack.
Bei aller Euphorie drohte dem Hattrickschützen und seinen Mitspieler in dieser Phase der Nachmittag zu entgleiten, obwohl sie ihn lange klar bestimmt hatten. Mit Blick auf die ersten 45 Minuten wirkte der Auftritt der Unioner sehr souverän, wobei sich beim BSV 79 das Fehlen von Unterschiedsspieler Philipp Glage klar bemerkbar machte. Ohne ihre ordnende Hand in der Zentrale hatten die Gäste „nicht den ganz großen Schwung im eigenen Ballbesitz. Umso unverständlicher war es, dass wir die zweite Hälfte dann offenbar nicht mehr mit 100 Prozent angegangen sind“, so Gieseler.
Individuelle Fehler seiner Mannschaft begünstigten den zwischenzeitlichen 2:3-Anschluss der Magdeburger, die auch auf den vierten Torjubel der Hausherren noch einmal eine Antwort per Foulelfmeter zum 3:4 fanden (81.). „Das waren Gegentreffer, die nicht hätten fallen müssen“, befand der Heyrothsberger Coach, der dann jedoch erlebte, wie sich Dean-Robbin Ziebarth in den Strafraum durchtankte und in der Schlussminute die Entscheidung besorgte. Und Gieseler blickte voraus: „Nicht, dass es vor den anstehenden beiden Aufgaben in Eilsleben und gegen Niederndodeleben irgendeinen erhobenen Zeigefinger bräuchte. Aber falls doch, ihn die zweite Hälfte hervorgebracht.“
Union: Leopold – Peukert, E. Schäfer, Fritz, Wöhler (77. Möser), Taube, Marth, Schlüter, Kloska, Vasükov (73. Hanke), Schulze (70. Thorand)
BSV 79: Heyse – Krüger, Ngou, Ellrich, Klinzmann, To. Bansemer, Kasper, Nsien (37. Baumann), Hilgendorf (77. Bielau), Gröschner, Nsangou
Tore: 1:0, 2:0 Hannes Schulze (33., 35.), 3:0 Marcus Schlüter (45.+1), 3:1 Alain Zidane Nsangou (49.), 3:2 Janis Klinzmann (65.), 4:2 Hannes Schulze (66.), 4:3 Alain Zidane Nsangou (81., FE), 5:3 Dean-Robbin Taube (90.)
SR: Marcel Mönner (Schönebeck); ZS: 48