Auf den 1:10-Offenbarungseid gegen Eilsleben antworten die Landesliga-Fußballer aus Heyrothsberge mit einem 2:0-Heimsieg – natürlich ausgerechnet gegen den Spitzenreiter.
Von Björn Richter (Volksstimme, 30.10.2023)
Auch den früheren Co-Trainer des SV Union schmerzten die zehn kleinen Stiche ins Herz irgendwann zu sehr. Noch während das Debakel gegen Landesliga-Neuling Eilslebener SV seinen Lauf nahm, hat Frank Bierstedt also am Sonnabend vor einer Woche zum Mobiltelefon gegriffen und einen kurzen Text auf die gegenüberliegende Seite des Sportplatzes geschickt. Frei von jeder Häme bot er Coach Marcel Gieseler darin personelle Unterstützung aus den Reihen der Heyrothsberger Altherrenfußballer an. So ergab es sich, dass am vergangenen Wochenende zwar nicht Bierstedt, dafür aber Christopher Schumburg nach sechs Jahren und 196 Tagen im Heimspiel gegen den Magdeburger SV Börde sein Startelf-Comeback im Landesliga-Kader gab – und nicht unwesentlich am halbwegs unerhörten 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen den nun also entthronten Spitzenreiter beteiligt war.
Gieseler wusste dann auch, was er am 36-Jährigen, den er 2017 selbst als Eckpfeiler der Innenverteidigung abgelöst hatte, zu schätzen weiß: „Mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung auf dem Platz hat uns ,Schum’ sehr weitergeholfen. Natürlich bleibt er zuvorderst Spieler der Altherren, will aber aushelfen, wenn Not am Mann sein sollte. Es ist immer gut, einen Plan B und C zu haben“, erklärte der Coach. Eine Abwandlung vom eigentlichen Spielkonzept stand dann auch in der Trainingswoche nach dem vorläufigen Saisontiefpunkt auf dem Programm. So fanden sich Team und Trainerstab am Dienstag zunächst zu einer einstündigen Aussprache zusammen, die sich dem Vernehmen nach auch als reinigendes Gewitter deuten ließ. Anschließend ging es in der taktischen Besprechung darum, „der Mannschaft einen Plan für das Börde-Spiel mitzugeben. Vor allem die jungen Spieler sollten es gegen den Ball einfacher haben, weil wir im neuen System kompakter und als Einheit auftreten können“, erklärte Gieseler und den Plan am Sonnabend bis ins letzte Detail aufgehen.
So präsentierten sich die Gäste aus Magdeburg zunächst wie erwartet spielbestimmend. Die erste Chance bot sich dem MSV nach
einer Viertelstunde, als Union-Ersatzkeeper Christian Gropius bei einem Schuss von Oskar Köhler bereits geschlagen war. Dean-Robbin Ziebarth kratze den Ball jedoch mit leidenschaftlichem Einsatz von der Linie. Aktionen wie diese verliehen den Platzherren den erhofften Schub. Einen von zwei Umschaltmomenten bis zur Pause nutzte Bennet Vogel nach Zuspiel von Schumburg dann auch zur 1:0-Führung (23.). Ein Ergebnis, das überraschen mochte, aber keineswegs unverdient war, weil die Gäste kaum ein Durchkommen fanden, geschweige denn zwingende Abschlüsse verbuchten.
Daran änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts Wesentliches. Im Gegenteil: Börde verhedderte sich trotz seiner Ballbesitzvorteile immer wieder im engmaschigen Defensivnetz der Platzherren, die auf Konter lauerten. Dass sich dabei nicht wenige an den als „Terrorfußball“ verschrienen Stil des Heyrothsberger Bundesliga-Namensvettern aus Berlin erinnert gefühlt haben dürfen – geschenkt. „Es muss wieder unser Ziel sein, dass kein gegnerischer Verein gern nach Heyrothsberge fährt. Wir wollten am Sonnabend ein maximal ekliger Gegner sein und waren es auch. Ich hätte an diesem Tag wirklich nicht gern gegen uns gespielt“, resümierte Gieseler, der nach etwas mehr als einer Stunde die Vorentscheidung sah, als Hannes Schulze mit dem 2:0 den Schlussstrich zog.
Dabei hatten die Hausherren über die zweite Hälfte gesehen sogar einen deutlicheren Erfolg verpasst, doch so oder so hat das ausfallgeplagte Team eine beeindruckende Antwort auf die letztwöchige Schmach geliefert. Mehr noch freute ihren Trainer der Umstand, dass seine Schützlinge keine Eingewöhnungsschwierigkeiten mit dem neuen System hatten: „Speziell in der zweiten Hälfte hat man gemerkt, dass die Abläufe und Abstände schon sehr gut gepasst haben. Daran gilt es anzuknüpfen.“ Vielleicht ja schon bei der nächsten Mammutaufgabe, wenn am Sonnabend, 4. November, mit dem SSV Havelwinkel Warnau ein weiteres Schwergewicht zum Tanz bittet.
Union: C. Gropius – Krümling, C. Schumburg, D. Gropius, Ziebarth, Völckel, Kloska, Westhause, Vasükov, Vogel (90.+4 Altmann), Schulze (90. Wöhler)
Börde: R. Leonhardt – Wolschke, Heise, M. Leonhardt, Lohse, P. Müller, R. Müller, Rebone (69. Flöter), Köhler (75. Schüßler), Kreutzer, Berlin
Tore: 1:0 Bennet Vogel (23.), 2:0 Hannes Schulze (65.)
SR: Hendrik Ächtner (Gröbzig); ZS: 40