TIn ihrem zweiten Test tappen die Heyrothsberger Landesklasse-Fußballerin die Konterfalle. Was das 2:3 gegen Uchtspringe zu einer lehrreichen Erfahrung für die neue Saison macht.
Von Björn Richter (Volksstimme, 24.07.2024)
Die Sportart: immer noch dieselbe. Das Spiel: ein völlig anderes. Diese Gegner wollen den SV Union Heyrothsberge nicht über Ballbesitz mürbe machen, um im entscheidenden Moment zuzuschnappen. Im Grunde wollen diese Gegner den Ball gerade so lange in den eigenen Reihen halten, bis ihre Offensivkräfte wieder halbwegs bei Atem und in einer aussichtsreichen Position sind, um sie mit dem nächsten tiefen Pass auf die Reise zu schicken. Eine neue Realität, an die sich der Landesliga-Absteiger erst gewöhnen muss. „So gesehen hatten wir ein derartiges Spiel seit anderthalb Jahren nicht“, sagte Union-Trainer Marcel Gieseler nach dem zweiten Test der laufenden Vorbereitung vom Sonnabend. Da nämlich waren seine Schützlinge gegen den SV Medizin Uchtspringe im Quervergleich mit der Staffel 1 nicht der Außenseiter. Und so durfte es nicht überraschen, dass die aktivere Mannschaft am Ende mit 2:3 (0:2) den Kürzeren zog.
Denn das musste man den Gästen lassen: Ihr Konterfußball war so erfolgreich wie aufs Wesentliche reduziert. So waren es streng genommen auch nur die beiden Sturmspitzen Jeremy Schunke und Marcel Brinkmann, die den langen Bällen ihrer Teamkollegen nachjagten. Und im Fall von Brinkmann, der sich mit knapp 300 Pflichtspieltoren in ebenso vielen Einsätzen über die Grenzen der östlichen Altmark hinaus einen Namen gemacht hat, genügten zwei Aktionen, um die 2:0-Pausenführung vorzulegen: Ein Schuss von halbrechter Position (16.) sowie ein schneller Gegenstoß, der an der Strafraumgrenze nur noch per Foul gestoppt werden konnte. Den folgenden Freistoß versenkte Michael Adam direkt (44.).
Auf der Gegenseite war mit Sturmspitze Hannes Schulze und Alexander Vasükov auf dem linken Flügel nicht nur einiges an offensiver Wucht zurückgekehrt, sondern auch das leidige Thema mangelhafter Chancennutzung. Allein Schulze hätte mit seinen drei Hochkarätern bis zur Pause den Spieß umdrehen können. Da half es wenig, dass auch Bennet Vogel nach schnell ausgeführtem EinIn ihrem zweiten Test tappen die Heyrothsberger Landesklasse-Fußballerin die Konterfalle. Was das 2:3 gegen Uchtspringe zu einer lehrreichen Erfahrung für die neue Saison macht. wurf (31.) und Karsten Völckel aus der zweiten Reihe (42.) an fehlender Präzision scheiterten.
Als Youngster Cedric Vorhölter nach Wiederbeginn mit einem zu laschen Querpass das 0:3 für Brinkmann auflegte (52.), drohte wie schon bei der Testpremiere gegen Tangermünde (2:5) der vorzeitige Einbruch. Vor allem, da die Hausherren nach missglückten Offensivaktionen immer häufiger abschalteten, anstatt direkt in die Arbeit gegen den Ball überzugehen. Die Folge waren unzählige Gegenstöße der Mediziner, die allerdings ebenso häufig im Abseits versandeten. Bis zu einem gewissen Punkt war die eigene Verwundbarkeit nach Ballverlusten sogar Berechnung, wie der Coach durchblicken ließ: „Wir wollten offensiv auftreten – auch zum Preis fehlender Konterabsicherung. Dieses Risiko mussten wir eingehen.“ Und dann trug sich in der Spätphase des Nachmittags doch noch Bemerkenswertes an der Königsborner Straße zu.
Während Uchtspringe mit zunehmender Dauer dem hochsommerlichen Wetter körperlich Tribut zollen musste und die Spielteilnahme irgendwann komplett verweigerte, entdeckten die Unioner ihren Reserveakku. „Der Wille, das Ergebnis aufzuhübschen, hat mir gefallen. Man muss auch sehen, dass wir aus der ersten richtig intensiven Trainingswoche kamen. Mit schweren Beinen und bei diesen Temperaturen war das eine tolle Reaktion“, nahm Gieseler erfreut zur Kenntnis. Und weil Vogel in der 54. Minute in der Aktion blieb, anstatt zu resignieren, ergab sich für ihn freies Geleit zum 1:3.
Ein Treffer, der Wirkung zeigte. Fortan ergaben sich Heyrothsberger Großchancen im Drei-Minuten-Takt. Doch egal, ob Christian Kloska oder Schulze – die Liste der Fehlschützen wuchs in der letzten Viertelstunde weiter an, ehe Marcus Schlüter ein gütiges Geschenk von Gästekeeper Marvin Thörmer annahm und den 2:3-Anschluss besorgte (83.). Mehr gab die Zeit bis zum pünktlichen Schlusspfiff durch Schiedsrichter Uwe Friedrichs nicht her und letztlich ging das Ergebnis mit Blick auf die erste Hälfte auch in Ordnung.
Vor den abschließenden beiden Tests beim Landesligisten in Zerbst (27. Juli) und gegen Kreisoberligist Tucheim (3. August) war die knappe Niederlage also weniger ein Rückschritt, als vielmehr eine lehrreiche Erfahrung, die Gieseler so zusammenfasste: „Dieses Spiel war eine Blaupause für die neue Saison. Gegner, die hinten kompakt stehen und uns über Konter oder lange Bälle wehtun wollen, stehen für eine andere Art von Fußball, als wir gewohnt sind. Aber sie werden uns an vielen Wochenenden erwarten.“
Union: Leopold – Peukert, C. Schumburg, Vorhölter, Stottmeister, Völckel, Kloska, Schlüter, Vasükov (39. Sensenschmidt), Vogel, Schulze (46. Wöhler)
Uchtspringe: Ziesmann (46. Thörmer) – Stoppa, Adam, Wojahn, Kirchner, Bosse, Jenß, Schunke (46. Trisek), Gerhardt, Bierstedt, Brinkmann
Tore: 0:1 Marcel Brinkmann (16.), 0:2 Michael Adam (44.), 0:3 Marcel Brinkmann (52.), 1:3 Bennet Vogel (54.), 2:3 Marcus Schlüter (83.)
SR: Uwe Friedrichs (Gerwisch); ZS: 30