Möser hält dem Druck stand, Heyrothsberge trauert seinen Chancen hinterher: Das Derby in der Landesklasse 2 bringt zwar keinen Sieger hervor, bietet aber einigen Unterhaltungswert.
Ein kurzer Blick aufs Smartphone und das große Staunen hat auch Marcel Gieseler am späten Samstagnachmittag schnell eingeholt. Als die eigene Arbeit an der Seitenlinie verrichtet war und sich das Interesse über den Tellerrand hinaus verlagerte, musste der Coach des SV Union Heyrothsberge eingestehen: „Von den acht Ergebnissen des Wochenendes hätte ich nicht eins richtig getippt.“ Den 1:1-Punktgewinn in der Nachspielzeit von Spitzenreiter Irxleben beim vormaligen Schlusslicht in Samswegen dürften vorab die wenigsten auf der Rechnung gehabt haben. Auch dass sich die Unioner und ihr Gastgeber von der TSG Grün-Weiß Möser torlos trennen, stellte ein Novum in der jüngeren Historie dieses Derbys dar. Doch so ist es eben nun mal nach sechs Spieltagen in der Fußball-Landesklasse: Eine klare Abgrenzung zwischen oben und unten existiert nicht. In einen wirklichen „Flow“ hat sich noch keine der 16 Mannschaften in der Staffel 2 gespielt.
So verwunderte es wenig, dass auch der SV Union am Sonnabend nicht nahtlos an den 6:0-Befreiungsschlag gegen Samswegen anknüpfen konnte, sondern rund eine halbe Stunde lang nach Zugriff auf die Partie suchte. Möser war dagegen vom Anpfiff weg präsent in den Zweikämpfen, attackierte früh und „wir waren gut im Spiel. Wenn sich für Heyrothsberge Chancen ergaben, dann nur, weil wir sie unfreiwillig aufgelegt haben“, monierte TSG-Trainer Henry Jentzsch und durfte die Bestätigung in einem Kopfball der Gäste durch Marcus Schlüter (21.) sehen. Fünf Minuten nach der ersten Torannäherung der Gegenseite traten auch die Platzherren gefährlich in Erscheinung, als Nils Rölke nach Diagonalball von Tim Rieche vor dem Union-Tor auftauchte, aber sein Abschluss knapp am Ziel vorbei strich.
Die Schlussphase bis zum Seitenwechsel gehörte dann jedoch klar den Unionern, die von einer alten Schwäche eingeholt wurden: Egal, ob Bennet Vogel, der am langen Pfosten vorbei zielte (31.) oder Hannes Schulze, der das Leder in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle brachte (36.) – der Umgang mit den eigenen Möglichkeiten ließ sich nur als fahrlässig betiteln, was natürlich auch Trainer Gieseler nicht verborgen blieb: „Daran zeigt sich, dass wir noch nicht abgezockt genug sind beziehungsweise zu jung. Da liegt der Puls in manchen Strafraumsituationen ein paar Schläge zu hoch.“
Diese Tendenz setzte sich auch nach dem Seitenwechsel fort. Die ersatzgeschwächte TSG schaffte es zwar, Schaden vom eigenen Tor fernzuhalten, schaffte aber immer seltener Entlastung. „Ab der 75. Minute hat uns der Gegner dann komplett eingeschnürt. Ein umso größeres Lob an Luca Rudolf. Mit dem, was er durch seine Paraden herausgeholt hat, war sein Anteil an diesem Punkt gewaltig“, adelte Jentzsch seinen jungen Keeper, der sich über die gesamten 90 Minuten gesehen bei sieben Heyrothsberger Großchancen auszeichnete.
Die Frage, wer mit der Punkteteilung nach dem Abpfiff besser leben konnte, war so schnell beantwortet. „Defensiv waren wir extrem stabil, aber angesichts unserer Gelegenheiten ist ein Zähler natürlich viel zu wenig“, haderte Gieseler, der auch mit Blick auf die Ergebnisse auf den anderen Plätzen einer großen Gelegenheit nachtrauerte: „Weil etliche Mannschaften vor uns am Wochenende Federn gelassen haben, war es umso bitterer, dass wir nicht dreifach gepunktet haben. Sonst wären wir wieder dick im Geschäft gewesen.“
So ging es zwar auch für die Möseraner vorerst auf den sechsten Tabellenplatz nach unten, doch nachdem die Grün-Weißen das fünfte Mal in Folge ungeschlagen blieben, setzte sich der überraschend starke Saisonstart fort. „Heyrothsberge war für uns ein erster richtiger Gradmesser. Umso zufriedener dürfen wir sein, ihn gemeistert zu haben“, freute sich Jentzsch und richtete sogleich den Blick nach vorn, wo am kommenden Sonnabend mit dem Gastspiel in Irxleben ein noch dickerer Brocken wartet: „Auch auf diese Aufgabe freuen wir uns. Danach wissen wir, wo wir im Vergleich zu den Spitzenteams wirklich stehen.“
Möser: Rudolf – Damczyk, Rieche, Pilz, K. Kloska, Mertens, R. Kloska, Preßler, Friedhoff, Rölke, F. Jentzsch (82. Kolodziej, 90. Altenkirch)
Union: Biegelmeier – Peukert, B. Schäfer, E. Schäfer, Sensenschmidt, Völckel, Raue, Schlüter (83. Vasükov), Vorhölter, Vogel (76. Ziebarth), Schulze
Tore: Fehlanzeige; SR: Thomas Krugel (Haldensleben); ZS: 86