Union Heyrothsberge bleibt auch gegen TuS auf Erfolgskurs in der Fußball-Landesklasse.
Von Björn Richter (Volksstimme, 13.05.2025)
René Angerer gilt als besonnener Vertreter seines Fachs. Von den Trainerkollegen in der Fußball-Landesklasse 2 sehr geschätzt, steht der 48-jährige Coach des TuS 1860 Magdeburg-Neustadt im Ruf, auch im Angesicht einer Niederlage die Fairness zu wahren. Daher brachte auch Marcel Gieseler am Sonnabend kaum genug Fantasie für die Vorstellung auf, dass seinem Gegenüber nach dem Abpfiff des Duells gegen Union Heyrothsberge die Sicherungen durchbrannten und eine Rote Karte im Disput mit der spielleitenden Stelle gerechtfertigt gewesen wäre. „Ich weiß nicht, was René gesagt hat, kenne ihn aber schon länger. Nimmt man die Szenen zuvor hinzu, glaube ich eher, dass die Schiedsrichterin mit dem Geschehen überfordert war und sich nicht anders zu helfen wusste“, ordnete der Union-Coach ein.
Der 3:2 (1:1)-Erfolg seines Teams wurde also in den letzten Zügen von einer Kartenflut begleitet, „die das Spiel gar nicht hergegeben hat“, sagte Gieseler. Neben Glatt-Rot für Angerer gab es zudem eine Ampelkarte gegen TuS-Routinier Patrick Oeding wegen Meckerns. Da dieser noch nicht vorverwarnt war, blieb eine Verwechslung mit Eduard Schäfer nicht auszuschließen. Dieser trug ebenfalls die Nummer 17 – steckte allerdings im Trikot der Gäste. Hochgekocht waren die Emotionen schon zwei Minuten vor dem Ende. Unions Bennet Vogel griff zum taktischen Foul, Gegenspieler Mohammad Alali Alhamad ließ sich zu einem unfeinen Kommentar hinreißen und die Unparteiische Celina Merkelbach (Berßel) wollte ein Nachtreten von Vogel erkannt haben, woraufhin beide des Platzes verwiesen wurden. Für den Heyrothsberger Coach unverständlich: „Gelb hätte es auch getan und wäre souveräner gewesen.“
Fußball wurde im Verlauf der 96 Minuten auch gespielt – wenn auch nicht in besonders ansehnlicher Ausprägung. „Es war kein schönes, dafür ein sehr wildes und zerfahrenes Spiel“, bei dem alle fünf Treffer mehr oder weniger individuellen Fehlern entsprangen. Alexander Vasükov nutzte einen ersten Patzer von TuS-Keeper Tom Brachwitz zur 1:0-Führung der Unioner, die allerdings kurz vor der Pause den Ausgleich durch Vinzent Rasche fraßen. Nachdem Karsten Völckel einen Freistoß aus 22 Metern in die TuS-Maschen schweißte (61.) und Christian Kloska trotz lädierten rechten Sprunggelenks das 3:1 nachlegte (66.), hätten die Gäste das Geschehen vorzeitig beruhigen können. Doch ein zu übermotivierter Einsatz von Tom Raue im Strafraum hatte einen Foulelfmeter und den 2:3-Anschluss durch Oeding (77.) zur Folge.
Die hektische und farbenfrohe Schlussphase überstanden ersatzgeschwächte Unioner jedoch und eroberten durch den verdienten Erfolg Tabellenplatz vier zurück. „Sicher haben wir in den vergangenen Wochen wesentlich souveränere Siege eingefahren. Aber es ist eben nicht zuletzt auch eine Qualität, aus so einem Nachmittag die drei Punkte mitzunehmen“, stellte der Union-Coach zufrieden fest. Und wenn sein Team am Sonnabend, 17. Mai, das Verfolgerduell beim SV Seilerwiesen Magdeburg bestreitet, schließen sich ein schönes Spiel und die Fortsetzung des seit neun ungeschlagenen Auftritten währenden Erfolgslaufs ja nicht per se aus.