Ihren 9:0-Erfolg im Heimspiel gegen Seilerwiesen weiß die Heyrothsberger Landesklasse-Elf einzuordnen. Die Leistung eines „Sechserpackers“ ragt aber allemal hervor.
Von Björn Richter-Zehle (Burger Volksstimme vom 11.10.2025)
Den Schachzug des SV Seilerwiesen, in der Dunkelheit des Heyrothsberger Kunstrasens in komplett schwarzer Spielkleidung aufzulaufen, konnte man durchaus würdigen. Schließlich waren die Gäste im Landesklasse-Duell vom Donnerstag rund eine Viertelstunde lang kaum zu erkennen und für den Gegner umso schwerer zu greifen. Nun schienen im weiteren Verlauf des Abends allerdings nicht nur die Umrisse der Magdeburger Spieler immer schemenhafter zu werden, sondern auch das, was sie fußballerisch anboten. So lange, bis man spätestens Mitte der zweiten Halbzeit in Ermangelung jeglicher Gegenwehr zur Frage gelangen musste: Waren sie überhaupt noch anwesend?
Union-Kapitän Marcus Schlüter hat im Spielerkreis nach dem Abpfiff jedenfalls die richtigen Worte zu diesem denkwürdigen Abend gefunden: „Wir dürfen uns nicht vom Ergebnis blenden lassen.“ Dieses ließ mit 9:0 (3:0) nun zwar nicht den leisesten Zweifel am eindeutigen Verlauf zu. Doch wirklich viel sagte es eben auch nicht aus, wie Trainer Marcel Gieseler feststellte: „So gut war unser Auftritt nicht, wie es der Ausgang vermuten lässt. Irgendwann ist der Gegner eben nur noch angerannt, hat uns die Räume aufgemacht und sich auch aufgegeben.“
Die fünfte Pleite am Stück – und wenig überraschend die höchste seit Zugehörigkeit zur Landesklasse – versinnbildlichte vielmehr das, was beim Club aus dem Rotehornpark seit dem Sommer in Schieflage geraten ist. Zwei Trainerrücktritte in den ersten Saisonwochen und das Fehlen etlicher Leistungsträger lassen die Mannschaft halbwegs führungslos umherschlingern. Nicht nur, weil sich mit Christian Gropius und Chris Tilche zwei frühere Unioner in den Reihen der Seiler-Elf tummeln, war dem Heyrothsberger Trainer die Betroffenheit deutlich anzuhören: „Spielerisch steckte nicht das ganz große Konzept dahinter. Gegen den Ball hat es der Gegner wirklich nicht gut gelöst, auf den Flügeln hatten wir unendlich viel Raum und insgesamt wirkte dieser Auftritt doch sehr konfus.“ Dabei schien sich der Abend zunächst noch zu einer Geduldsprobe zu entwickeln. Dann folgte jedoch der erste Streich vom unumstrittenen Mann des Spiels.
War Mittelfeldkollege Philipp Marth zunächst noch aus der Distanz gescheitert (20.), hatte Tom Raue bei seinem Freistoß in 25 Metern Torentfernung genau gezielt und mit dem 1:0-Führungstreffer den Bann gebrochen. Nachdem Moritz Hanke eine starke Vorarbeit von Hannes Schulze gekrönt (37.) und Eduard Schäfer nach einem plumpen Rempler im Strafraum der Gäste an Daniel Gropius den fälligen Elfmeter verwandelt hatte (45.), gehörte die zweite Hälfte ganz allein Marks. Mit fünf Torerfolgen schoss der 29-Jährige die Gegenseite im Alleingang ab und hat somit am 7. Spieltag mit zehn Saisontreffern bereits seine Bilanz aus der Vorsaison eingestellt.
Der Mann im zentralen Mittelfeld der Unioner stand dabei auch sinnbildlich für den zuletzt eingeschlagenen Erfolgskurs seines Teams. „Tom hat eben aktuell diesen kleinen, aber guten Lauf. Aufgrund seiner Trefferquote in den letzten Spielen ist das Selbstvertrauen da. Außerdem fallen ihm die Bälle wie gegen Seilerwiesen genau richtig auf den Fuß. Trotzdem: Einen Sechserpack in einem Pflichtspiel habe ich auch noch nicht erlebt. Hut ab vor dieser Konsequenz“, zollte Gieseler seinem Schützling den fälligen Respekt.
Gleichwohl dürfte das weitere Tagesgeschäft für die Heyrothsberger kaum noch Spaziergänge wie jenen vom Donnerstag bereithalten. So geht auch der Coach vor dem heutigen Kreispokal-Gastspiel ab 14 Uhr beim Kreisoberligisten von der SG Güsen/Parey von einem harten Prüfstein aus: „Im Pokal steht allein das Weiterkommen im Mittelpunkt. Da wird es sicher kein Glanz und Gloria geben, ebenso wenig einen herzlichen Empfang für uns. Wenn wir mit zu großer Leichtigkeit nach Güsen fahren, steht uns eine böse Überraschung bevor.“
Union: Biegelmeier – D. Gropius, E. Schäfer, Fritz (76. Thorand), Marth, Marks, Schlüter, Schulze, Vasükov, Kloska, Hanke (76. Hrachowitz)
Seilerwiesen: Gleiß – Rittmeister (79. Hornbach), Schröder, Friedrich (71. Müller), Seegers (51. Tilche), Skorsetz, Theele, Rathsack, Lücke (60. Tamaan), Ebeling (46. Dreiling), C. Gropius
Tore: 1:0 Tom Marks (23.), 2:0 Moritz Hanke (37.), 3:0 Eduard Schäfer (45., FE), 4:0, 5:0, 6:0, 7:0 Tom Marks (60., 69., 74., 79.), 8:0 Jean-Luca Sensenschmidt (80.), 9:0 Tom Marks (89.)
SR: Tobias Petzke (Bismark); ZS: 58