Die Landesliga-Fußballer aus Heyrothsberge haben ihre Testreihe mit einer 1:4 (1:2)-Niederlage gegen den TSV Rot-Weiß Zerbst, Aufsteiger zur Staffel Mitte, beschlossen. Das Spiel ließ die Frage, wo die runderneuerten Unioner zwei Wochen vor dem Pflichtspielauftakt stehen, weiterhin offen.
Von Björn Richter (Volksstimme 07.08.2023)
Hier eine herzliche Begrüßung, dort „ein bisschen Blödsinn erzählen und in gemeinsamen Erinnerungen schwelgen“, wie es Marcel Gieseler beschrieb. Was für die Landesliga-Fußballer vom SV Union Heyrothsberge der siebte Testvergleich in drei Wochen war, hielt für ihren Trainer am Sonnabend auch eine Reise in die Vergangenheit bereit. Bevor es den heute 36-Jährigen zur Saison 2017/18 an die Königsborner Straße verschlug, war er Spielmacher, Kapitän und ohnehin mit ganzem Herzen beim TSV Rot-Weiß Zerbst. „Es ist schön, die ganzen alten Gesichter wiederzutreffen, aber ehrlich gesagt spiele ich ungern gegen Freunde und Bekannte“, erklärte Gieseler. Was eher an der Verbundenheit zu den früheren Mannschaftskollegen liegen dürfte, als vielmehr daran, dass diese am Sonnabend mit 4:1 (2:1) den Sieg davontrugen.
Großkalibrig sollte er noch einmal sein, der nach aktuellem Stand letzte Härtetest vor dem Liga-Auftakt in zwei Wochen. Und insbesondere nach dem Seitenwechsel wiesen die Zerbster nach, dass ihr Wiederaufstieg im Sommer alles andere als ein Betriebsunfall war. „Dort haben wir gesehen, was passiert, wenn man sie spielen lässt“, nahm Unions Trainer vorweg, der jedoch insbesondere die Eindrücke der ersten Halbzeit in die beiden abschließenden Vorbereitungswochen mitnahm.
Wie es der Schlachtplan gegen spielstarke Gäste vorsah, „haben wir anfangs gut gegen den Ball gearbeitet und nicht viel zugelassen“, hatte Gieseler beobachtet. Einmal mehr trug die Heyrothsberger Startelf dabei ein ausgesprochen jugendliches Erscheinungsbild, wobei insbesondere ein Duo seine Chance zu nutzen wusste: Auf dem rechten Flügel von Beginn an aufgeboten, boten Dustin und Marvin Altmann sowohl im Vorwärtsgang wie auch in Sachen Defensivarbeit „eine sehr solide Leistung. Auch im Training unter der Woche sieht man, dass die Jungs das Potenzial besitzen, um sie in naher Zukunft ins Spiel reinwerfen zu können“, lobte der Coach das Zwillingsduo wenige Tage vor ihrem 18. Geburtstag.
Alexander Vasükov hat diese Marke hingegen bereits vor einem Jahr geknackt und hatte am Sonnabend nach 25 Minuten auch den entscheidenden Geistesblitz: Sein Ball in den Lauf von Tom Raue führte zur keinesfalls unverdienten 1:0- Führung der Gastgeber, die sich jedoch anschließend zu leicht aus dem Tritt bringen ließen. Bei einem Zweikampf der Marke „übermotiviert“ brachte Maximilian Schmidt seinen Gegenspieler im Strafraum zu Fall. Die Einladung vom Elfmeterpunkt ließ sich Max Kretschmer nicht entgehen und traf zum 1:1- Ausgleich (33.). Die folgenden zehn Minuten verliefen vogelwild, wobei Union zusehends die Ordnung verlor. Der auffällige Max Schröter nutzte diesen Umstand und bog den Spielstand nach 37 Minuten zur eigenen 2:1-Führung um. Zwar brachte Gieseler nach Wiederbeginn mit Sturmspitze Christian Gropius noch einmal ein sattes Erfahrungsplus, doch dies hielt die Gäste nicht davon ab, ihrerseits nochmals einen Gang hochzuschalten. „Auch angesichts des schmalen Kaders waren bei uns irgendwann die Körner nicht mehr vorhanden“, bekannte Gieseler. Die Zerbster dagegen konnten mit den Kräften bestens haushalten und verfügen mit dem oberligaerfahrenen Kretschmer zudem über einen genialen Spielmacher, der im Zentrum viele Freiräume genoss. Die Nebenleute zahlten es in Person von Bennet Wiese durch zwei weitere Treffer zurück (54., 75.), wobei die Chance auf weitere Torerfolge auf beiden Seiten gegeben war.
Unter dem Strich blieb so ein Test, der den Heyrothsbergern noch einmal die eingeplante Grenzerfahrung bescherte. Auch mit Blick auf die unterschiedliche Besetzung ließ sich der Vergleich vom Sonnabend schwer in Relation zum Duell unter der Woche beim Landesklasse-Vertreter in Möser setzen. „Sicher hat der Mittwoch das ansehnlichere Spiel abgeworfen. Wir haben das Geschehen sehr gut kontrolliert, über 90 Minuten nur eine gegnerische Torchance zugelassen, die dann auch zum Elfmeter geführt hat“, umriss der Trainer die Partie gegen die Grün-Weißen, die so durch Paul Oeltze noch verkürzten (76.), nachdem Hannes Schulze bereits seinen Doppelpack für die Unioner geschnürt hatte (8., 35.).
Die Frage, welche der beiden Leistungen das Team zum Auftakt der Punktspiele am Sonnabend, 19. August, in Bismark bestätigen möchte, erübrigte sich. „Wie weit der Weg noch ist, dürfte für alle Beteiligten – uns und den Gegner – relativ schwer einzuschätzen sein. Viel wird davon abhängen, in welcher Besetzung wir in Bismark auflaufen können“, blickte Gieseler voraus und schob nach: „Was man bereits sagen kann, ist, dass die ersten Wochen der Saison durchaus noch eine Art Einarbeitungsphase nach der Ausbildungszeit werden.“ Wie in der Berufswelt dürfte dabei auch für den Fußball in Heyrothsberge gelten: Nachsicht ist in der Probezeit ein guter Begleiter.
Union: Biegelmeier – Schmidt, Tilche (46. C. Gropius), Ziebarth, D. Altmann, Kloska, Raue, Vasükov, Wöhler, M. Altmann, Schulze
Zerbst: Werner – Fischer (70. F. Sens), Möhring, Düben (70. Syring), Herrmann, Schröter, Specht, Lude (70. Tanasi), Alarich, Wiese, Kretschmer
Tore: 1:0 Tom Raue (25.), 1:1 Max Kretschmer (33., FE), 1:2 Max Schröter (37.), 1:3 Bennet Wiese (54.), 1:4 Bennet Wiese (75.)
SR’in: Silke Galetzka (Bernburg); ZS: 30