Heyrothsberge steigt heute in die Pflichtspiele ein / Niederlage bei der Generalprobe trübt den Optimismus nicht
Von Björn Richter (Volksstimme 19.08.2023)
Es lassen sich nur Vermutungen anstellen, ob Victor Tanasi über eine Art eingebautes Sonar verfügt. Anders war es am Dienstagabend allerdings nicht zu erklären, dass das 17-jährige Offensivjuwel des TSV Rot-Weiß Zerbst nach seiner Einwechslung mit den widrigen Bedingungen besser zurechtkam als alle übrigen 21 Akteure auf dem Sportplatz an der Königsborner Straße. Während Tanasi für die Gäste binnen einer Viertelstunde einen lupenreinen Hattrick schnürte, erkannte Marcel Gieseler von der Seitenlinie aus nur schemenhafte Umrisse im Starkregen: „Zwischen der 60. und 80. Minute hatte das herzlich wenig mit Fußball zu tun“, sagte der Trainer von Fußball-Landesligist Union Heyrothsberge über die Generalprobe. Diese ging zwar wie schon das erste Aufeinandertreffen beider Clubs zehn Tage zuvor (4:1) deutlich mit 6:2 (1:2) an die Zerbster, dennoch stimmte der letzte Test den Coach vor dem heutigen Einstieg in die Pflichtspiele zuversichtlich: „In der ersten Hälfte hat man gesehen, wo unser Potenzial liegt, wenn wirklich alle Rädchen ineinandergreifen.“ Dies sollen sie heute ab 15 Uhr möglichst auch über die volle Distanz des Duells beim TuS Schwarz-Weiß Bismark, wenn es wieder um Punkte geht. Und tatsächlich hat der Dienstags-Vergleich gegen den Vertreter aus der Staffel Mitte gezeigt, wie es gehen könnte. Bennet Vogel (19.) und Tom Raue (30.) brachten die Gastgeber früh mit 2:0 in Führung. Der Gesamteindruck der ersten halben Stunde versetzte selbst den Coach ins Schwärmen: „Das war überragend. Wir haben nicht den Ansatz einer gegnerischen Torchance zugelassen und sind fehlerlos geblieben.“
Ein Lob, das sich auch Christian-Gabriel Gropius anheften durfte. Auf den ersten Blick mochte es überraschen, dass Unions Torjäger gegen Zerbst 90 Minuten lang im Torhüterdress agierte, doch hinter der Positionsrochade steckte ein Plan B, der vermutlich sogar heute in Bismark greifen könnte: Da Stammkeeper Christopher Biegelmeier privat verhindert ist und sich Youngster Jamie Leopold mit Schulterproblemen herumplagt, erscheint ein TorhüterComeback von Gropius sehr wahrscheinlich. Coach Gieseler erklärte: „Auch wenn er fünf Jahre nicht mehr in der Kiepe stand, wären wir dumm, auf ,Gabis’ Erfahrungen zu verzichten.“ Die sammelte der 32- Jährige unter anderem bei sieben Regionalliga-Einsätzen zwischen den Pfosten des VfB Oldenburg. Auch aktuell leitet er die Nachwuchskeeper in der B-Jugend beim 1. FC Magdeburg an. Und ganz sicher wüssten sie in Heyrothsberge seine Paraden genau so zu schätzen wie seine Treffer, wenn sie den Weg zu einem möglichst gelungenen Saisoneinstand ebnen.