Union Heyrothsberge will den Endspurt in der Fußball-Landesliga nicht einfach als stiller Teilhaber verfolgen. Einen Beleg dafür lieferte der 3:2-Heimsieg über den TSV Niederndodeleben. An Aufregern mangelte es dabei am Sonnabend nicht.
Von Björn Richter (Volksstimme 08.05.2023)
Um einen Benjamin Schäfer aus der Fassung zu bringen, braucht es schon etwas mehr als psychologische Kriegsführung. Wer wie der Defensivroutinier des SV Union Heyrothsberge in der dritten Minute der Nachspielzeit an den Elfmeterpunkt tritt und den möglichen Siegtreffer auf dem Fuß hat, lässt sich durch gegnerische „der ist unsicher“-Rufen nicht von seiner Mission abbringen. Kurzer Anlauf, ein präziser Schuss ins rechte Toreck, während sich Niederndodelebens Schlussmann Rico Willner für die andere Richtung entschied und schon war der 3:2 (2:0)-Sieg im Landesliga-Heimspiel vom Sonnabend perfekt.
Dass die Gäste nach dem direkt folgenden Schlusspfiff einige Nachfragen bei Schiedsrichter Christoph Blasig (Tangermünde) hatten, lag am Ursprung der entscheidenden Szene: Unions Armin Mumisi, gerade eine Minute zuvor eingewechselte, meldete sich reichlich spät im Zweikampf vor dem Gästetor an, als der Ball eigentlich schon auf dem Weg heraus aus dem TSV-Strafraum war. Irgendwie kam es jedoch zum hörbaren Kontakt mit einem Abwehrfuß und Blasig entschied auf Strafstoß. Aus Sicht des Heyrothsberger Trainers Marcel Gieseler teils späte Genugtuung, teils ausgleichende Ungerechtigkeit: „Für mich war es kein Elfmeter. So sind am Ende beide Seiten mit der Schiedsrichterleistung unzufrieden, wobei wir es natürlich besser verkraften konnten.“
Die Szene besaß so auch eine Vorgeschichte, die sich eine Viertelstunde zuvor auf der Gegenseite zugetragen hatte. Dort erkannte der Referee ein Aufstützen von Martin Peukert im Luftduell. Nicht nur, dass Tony Lüddeckens den anschließenden Freistoß von der
Strafraumgrenze zum 2:2-Ausgleich in die Heyrothsberger Maschen schweißte, der vorverwarnte SVU-Abwehrspieler flog auch noch per Ampelkarte vom Platz. „Diese Entscheidung zündet das Spiel erst so richtig an“, bemerkte Gieseler, sah in der Folge aber auch, wie sich sein Team in Unterzahl nicht um bloße Ergebnisrettung bemühte, sondern seine Chance auf den Siegtreffer
suchte – und sie spät fand.
Auch ansonsten lebte der Nachmittag von etlichen Wendungen und Volten. Angefangen beim Doppelschlag von Maximilian Schmidt (28.) und Tom Raue (31.), wobei die 2:0- Führung der Platzherren den bisherigen Verlauf halbwegs auf den Kopf stellte. Zuvor hatte nämlich der TSV den Ton angegeben und drei gute Einschussmöglichkeiten verbucht. Halbzeitübergreifend blieb Heyrothsberge leicht überlegen, wähnte sich dabei aber zu früh in Sicherheit. Kenny May bestrafte die aufkommende Sorglosigkeit, wobei der 1:2-Anschluss auf die Kappe von Unions Keeper Christopher Biegelmeier ging, der sich beim Herauslaufen verschätzte (66.). „Niederndodeleben hat es uns wahrlich nicht leicht gemacht, aber am Ende sind die drei Punkte das Wichtigste – auch wenn es ein komisches Spiel war“, bilanzierte Gieseler.
Union: Biegelmeier – Peukert, Schmidt, Schäfer, D. Gropius, Völckel, Raue, Schlüter, Westhause, Vasükov (90. Mumisi), C. Gropius (79. Wöhler)
Niederndodeleben: Willner – Jebsen, Ernst, Ahlemann, Komorous, Gottschalk, Frank, Voigt, Tretiak, Husnik, May (71. Felgentreff)
Tore: 1:0 Maximilian Schmidt (28.), 2:0 Tom Raue (31.), 2:1 Kenny May (66.), 2:2 Tony Lüddeckens (78.), 3:2 Benjamin Schäfer (90.+3, FE)
SR: Christoph Blasig (Tangermünde) ZS: 69 Gelb-Rot: Martin Peukert (78., wdh. Foulspiel) -Heyrothsberge