Heyrothsberge überrollt Niegripp im Landesklasse-Duell mit 8:2 (5:0). Der SG Blau-Weiß steht dadurch in zwei Wochen noch das denkbar schwerste „Endspiel“ um den Klassenerhalt bevor.
Von Björn Richter (Volksstimme, 03.06.2025)
Am Ende einer aufregenden und damit kurzen Nacht von Sonnabend zu Sonntag hat der Club der jungen Familienväter beim SV Union Heyrothsberge ein neues Mitglied begrüßt. „Es war das i-Tüpfelchen auf dem Wochenende, als in den frühen Morgenstunden die Nachricht kam, dass ’Biggi’ Papa geworden ist“, freute sich Trainer Marcel Gieseler für seinen Torhüter. Wer nicht an Zufälle glaubt, durfte also ein gutes Zeichen darin erkennen, dass angesprochener Christopher Biegelmeier einige Stunden zuvor das Kontrastprogramm erlebte: Im Duell der Fußball-Landesklasse 2 zwischen den Unionern und der SG Blau-Weiß Niegripp kam vor seinem Einsatzort in den seltensten Fällen Hektik auf. Mit 8:2 (5:0) erteilten die Gastgeber ihrem Gegner eine wahre Lehrstunde.
Dabei machten sich die Heyrothsberger früh eine eklatante Schwachstelle im blau-weißen System zunutze und durften gleich dreimal nach identischem Strickmuster jubeln: Ecke, Kopfball, Treffer. Zweimal servierte Johannes Wöhler von rechts und Kapitän Marcus Schlüter nickte ein (7., 10.). Dann kam ein Hauch von Abwechslung herein, als Alexander Vasükov den Ball von der linken Seite aus hereinbrachte und Christian Kloska am Ende der Verwertungskette stand. Die 3:0-Vorentscheidung nach elf Minuten war allerdings nur der Auftakt zu einer weiteren Sternstunde des inzwischen treffsichersten Schützen der Unioner: Binnen 27 Minuten machte Kloska mit seinen Saisontreffern zwölf bis 14 den lupenreinen Hattrick perfekt (11., 23., 38.).
Die Niegripper Gegenwehr hatte sich bis dahin darauf beschränkt, den Ball nach dem neuerlichen Anstoß für eine Handvoll Sekunden zu behaupten. Ansonsten glich der Auftritt der Elf vom Alten Kanal einer fußballerischen Bankrotterklärung. Mit Wiederbeginn ging es für die Gäste daher allein um Schadensbegrenzung. „Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass wir nicht so vorzeitig klar führen. Jeder Fußballer, der schon mal vor so einer Situation stand, weiß, dass Spannung und Konzentration zwangsläufig leiden und der Gegner nichts mehr zu verlieren hat“, merkte Gieseler an und war folglich vom Verlauf der ersten Minuten nach Wiederbeginn kaum überrascht.
Ein eigentlich als Flanke gedachter, aber abgefälschter Schuss von Danny Lindenblatt (53.) und der fast obligatorische „Joker“-Treffer von Paul Klein nach guter Einzelaktion (62.) ließ Blau-Weiß zwar längst noch keine Morgenluft wittern, deutete bis dahin aber zumindest eine Reaktion an. Nach einer Stunde hatte Niegripp jedoch das Limit erreicht. Vasükov im Nachfassen (76.), Premierentorschütze Jean-Luca Sensenschmidt (80.) und Youngster Jakob Hrachowitz Sekunden nach seiner Einwechslung (84.) hievten das Resultat für die Hausherren noch an den Rand der Zweistelligkeit.
So blieb am Ende eine Abreibung, welche die SG Blau-Weiß mitunter ganz teuer zu stehen kommen könnte: Glückt im finalen Heimspiel gegen den Titelanwärter aus Irxleben am 14. Juni nicht die Sensation und punktet Verfolger Altenweddingen, hieße die neue Niegripper Realität nach dem Sommer erstmals seit 14 Jahren wieder Kreisoberliga. Verhindern können dieses Worst-Case-Szenario ausgerechnet die Unioner, die zum Saisonabschluss beim SVA gastieren. Gemessen an den Auftritten der vergangenen Wochen besteht dabei nicht die Gefahr, dass die Heyrothsberger etwas anbrennen lassen. Und so verspricht auch Coach Gieseler, dass seine Schützlinge nicht in den Energiesparmodus umschalten, obwohl Platz drei in der Abschlusstabelle so gut wie sicher ist: „Natürlich würden wir entspannter nach Altenweddingen fahren, wenn durch das Ergebnis nichts mehr beeinflusst wird. Aber für uns gilt es, das abzurufen, was uns in den zurückliegenden Spielen ausgezeichnet hat. Wir wollen uns nichts zu Schulden kommen lassen.“
Union: Biegelmeier, Peukert (60. B. Schäfer), Gropius, Wöhler, Taube, Kloska, Raue, Schlüter, Vasükov (77. Sensenschmidt), Vogel (81. Hrachowitz), Schulze (77. Hanke)
Niegripp: Niegengerd, Hennig, T. Endert, Eschner, Kramer, Armbruster, Heisinger, Kruse, Lindenblatt, Peseke (46. Jon. Kliche, 55. Klein), Witzel
Tore: 1:0, 2:0 Marcus Schlüter (7., 9.), 3:0, 4:0, 5:0 Christian Kloska (11., 22., 38.), 5:1 Danny Lindenblatt (53.), 5:2 Paul Klein (59.), 6:2 Alexander Vasükov (76.), 7:2 Jean-Luca Sensenschmidt (80.), 8:2 Jakob Theodor Hrachowitz (84.)
SR: Ben-Luca Mann (Magdeburg); ZS: 71Union