Die einen haben die Chance zur Revanche genutzt, die anderen mit dem vorgezogenen Rückrundenauftakt trotzdem ihren Frieden gemacht. Irgendwie bedauerlich, dass nach dem Heyrothsberger Derbysieg über Güsen/Parey vier Monate lang kein Ball in der Landesliga rollt.
Zeit seines Fußballerlebens auf die Rolle als Abwehrspieler festgelegt, bestand Marcel Gieseler am Sonnabend auf der Feststellung, dass er die Situation anders bereinigt hätte.Irgendwie hätte der 35-Jährige sich dann also noch zwischen gegnerisches Stürmerbein samt Ball und eigenes Tor geschoben und das Streitobjekt elegant weggespitzelt. Unter keinen Umständen wäre ihm aber der Gedanke gekommen, die gute, alte Grätsche auszupacken. Gut für den SV Union Heyrothsberge, dass sich Christian Krümling in der 89. Minute und in der Nachspielzeit jeweils für die kompromisslosere Variante entschied. So nämlich rettete er dem FußballLandesligisten gleich doppelt den 1:0 (0:0)-Derbysieg über die SG Güsen/Parey. „Eben genau dafür steht ,Krümel’ bei uns ja auch: 120 Prozent Einsatz“, zeigte sich schließlich auch Coach Gieseler mit der Wahl der Mittel einverstanden. Wer (den Ball) trifft, hat bekanntlich recht.
Dass Unions Innenverteidiger derart spät im Spiel gegen Andreas Vogel volles Risiko gehen musste, sagte allerdings viel darüber aus, wie lang und steinig der Weg zum achten Erfolg in Serie war. „Wir wussten, dass Heyrothsberge gegen uns einen guten Ballbesitz spielen wird. Aber ein riesen Kompliment an meine Jungs, die sich zu 100 Prozent an die Vorgaben gehalten haben. Wir waren ein ekliger Gegner, haben uns aber gleichzeitig nicht von irgendeiner Unruhe anstecken lassen“, bilanzierte SGTrainer René Bonitz ein Duell, bei dem aus Sicht der Gäste einzig der Ertrag nicht stimmte. Denn abgesehen von einem Aluminiumtreffer der Gastgeber fanden sich im ersten Abschnitt die hochkarätigen Möglichkeiten aufseiten des Aufsteigers.
Allen voran Robert Döbberthin, später auch Vorbereiter für Vogels zweifache MegaChance, spielte auf dem linken Flügel der Gäste seine Geschwindigkeitsvorteile gut aus, scheiterte aber zunächst im Eins-gegen-eins-Duell mit dem Union-Schlussmann und kurz darauf an der Präzision. Sein Schuss ans Außennetz dürfte dem gastgebenden Favoriten jedenfalls Warnung genug gewesen sein, die Zügel nach der Pause anzuziehen.
Zunächst bot sich den 111 Zuschauern nach Wiederbeginn aber das unveränderte Bild: Heyrothsberge hielt oft und lange den Ball, setzte sich in der Hälfte der Spielgemeinschaft fest, doch kam wenig Zwingendes dabei heraus. Zudem mussten die Platzherren ständig auf der Hut vor gegnerischen Umschaltmomenten sein. Hatte Gieseler vor dem Anstoß Geduld von seinen Schützlingen eingefordert, war nun auch die Zeit gekommen, um die Zurückhaltung abzulegen. „Gegen einen Gegner, der mit zehn Mann verteidigt, ist es schwer, unsere Art von Fußball aufzuziehen. In der zweiten Hälfte wollten wir deshalb mehr auf lange Bälle setzen, um über Luftduelle für Torgefahr zu sorgen. Genauso wichtig war, auf jeden zweiten Ball drauf zu gehen“, fasste Unions Coach zusammen.
Einer hatte offenbar sehr genau auf dieAnweisungen gehört: Nach einem abgewehrten Versuch dürfte Karsten Völckel zwar eigentlich das aus seiner Perspektive linke Toreck anvisiert haben, doch wurde sein Schuss aus der zweiten Reihe noch von einem Abwehrbein der Gäste in die entgegengesetzte Richtung abgefälscht. Der aus Gastgebersicht erlösende 1:0-Führungsreffer (70.) stachelte in der Folge allerdings Güsen/Parey noch einmal zur Schlussoffensive an. „Natürlich wünscht man sich, nicht so zittern zu müssen, aber zum Ende hin waren die Jungs auch einfach nur platt. Im Grunde hatten wir auch nur einen Kader von sieben gesunden Spielern zusammen. Der Rest hat sich in erster Linie medikamentös auf das Spiel vorbereitet“, erklärte Gieseler. Sein Team krönte also auch den letzten Auftritt des Jahres mit einem vollen Erfolg – obschon dieser in der Entstehung recht glücklich war.
ng recht glücklich war. Während Union also nach dem Schlusspfiff zum inzwischen gewohnheitsmäßigen Ballermann-Schlager „Der Zug hat keine Bremse“ über den in Richtung Winterpause hüpfte, hielt sich die Betrübnis auch bei den Gästen nur kurz. „Klar ist diese Niederlage ärgerlich, zumal wir zur Pause auch mit 1:0 hätten führen können. Aber andererseits liegt mit 2022 ein super Jahr hinter uns. Wir sind Kreispokalsieger, Landesliga-Aufsteiger und überwintern mit zweistelliger Punktausbeute auf einem Nichtabstiegsplatz. Was wollen wir mehr“, formulierte SGCoach Bonitz. Mit der Beantwortung dieser abschließenden Frage können sich sowohl seine Schützlinge, wie auch wiedererstarkte Heyrothsberger Zeit lassen. Die zweite Saisonhälfte startet in 110 Tagen am Sonnabend, 18. März 2023.
Union: k.A. – Christian Krümling, Maximilian Schmidt, Benjamin Schäfer, Karsten Völckel, Christian Kloska, Tom Raue, Marcus Schlüter, Marco Westhause (90. Daniel Gropius), Stefan Groth (65. Armin Mumisi), Christian Gropius
Güsen: Niklas Nethe – Willy Buchheim, Marvin Wahl (73. Julian Günther), Niklas-Joel May, Nils Dymek, Robert Döbberthin, Alexander Röwer, Maximilian Reinshagen, David Tschimmel (60. Tobias Pohl), Aaron Nethe (69. Andreas Vogel), Amon Seyffert
Tor: Karsten Völckel (70.)
SR: Stefan Cordes (Wittenberg); ZS: 111
Quelle: Burger Volksstimme vom 28.11.2022